Coaching ist mehr und inhaltlich etwas anderes als Training!!

Gerd Rathjen und Helmut Helken haben als Vertreter des BDFL VG Nord am 22. September 2014 am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften an der Universität Osnabrück 37 A-Lizenz-Trainer und Fußball-Lehrer begrüßt. Die Teilnehmer setzten sich in einem Workshop mit der im Fußballspiel doch stark vernachlässigten Thematik „Coaching“ auseinander. Die Fortbildung wurde unter der Leitung von Dr. Reinhard Jansson, Arbeitsbereich Sport und Bewegung an der Universität Osnabrück, und Peter Hyballa (U-19 Bayer Leverkusen) thematisch gestaltet.

 

So führte R. Jansson in das Thema „Coaching“ ein, indem er zunächst begriffliche und inhaltliche Dimensionen (zusammen mit den Teilnehmern) diskutierte, um anschließend einen spannenden Überblick über das doch weit zu fassende Anwendungsfeld eines Trainers zu geben. Dabei reicht der „enge“ Coaching-Begriff, der sich auf die Gestaltung eines Mikrozyklus und die unmittelbare Wettkampfbetreuung bezieht, mit dem Ziel, das Spiel erfolgreich zu gestalten, oder gar nur auf das konkrete Gestalten der Halbzeit beschränkt, nicht aus. Coaching ist mehr und inhaltlich etwas anderes als Training, schließt dieses zwar mit ein, fokussiert aber stärker die psychische Leistungsfähigkeit: Technik, Taktik und Kondition sind nicht alles, denn ohne Psyche ist alles nichts! Diese Perspektive wird zwar allgemein akzeptiert, ist jedoch im Alltag mehr eine „Worthülse“ und fließt selten in die konkrete Praxisarbeit ein. Der „weite“ Coaching-Begriff kennzeichnet folglich einen pädagogisch-psychologischen Prozess in der Führung, Betreuung, Bewertung und fachlichen Beratung, mit dem Ziel, die Spieler zu befähigen, individuelle Leistungsressourcen (auch unter psychisch belastenden inneren und äußeren Bedingungen) optimal auszuschöpfen und Wettkampfsituationen erfolgreich zu bewältigen – und kennzeichnen so das Anforderungsprofil eines zeitgemäßen Coachings.

 

Auf dieser Basis verdeutlichte der zweite Themenschwerpunkte – die psychologischen Probleme beim Coaching – eindrucksvoll konkrete Ansatzpunkte für die Praxis: Über pädagogische und psychologische Probleme in der Führung (Spieler / Mannschaft), das Problem der Informationsgestaltung (incl. Wahrnehmung, Feedback / Kritik, Entscheiden u.a.), die Persönlichkeit des Spielers oder sozialpsychologischen Phänomene und Mechanismen bis hin zu Konsequenzen der Regulation auf emotional-motivationaler Ebene wurde aufgezeigt, dass dort möglicherweise noch Ressourcen für die weitere Trainingsarbeit brachliegen.

 

Wenn Training perspektivische Verhaltensbeeinflussung – mit dem Ziel des Erwerbens, Veränderns oder Automatisierens sportiver Verhaltensweisen ist, dann muss bei dieser Perspektive das Training als Führungs-, Kommunikations- und Lernprozess – und damit der Interventionsprozess und das Verhalten des Trainers unter dieser Perspektive stärker unter die Lupe genommen werden. Hier bleiben viele Fragen offen, die gerade im Fußballspiel selten empirisch überprüft wurden. Gerade vor dem Hintergrund einer ethisch-moralischen Verantwortung – aber auch unter lernpsychologischen Aspekten ist an dieser Stelle zu fragen, ob es gerechtfertigt ist, autoritär mit Menschen umzugehen. Und es bleibt der „Mythos“ Halbzeitbesprechung. Selten sind hier Strategien oder Effekte untersucht bzw. überprüft worden. Stets authentisch illustrierte R. Jansson diesen Themenblock mit autobiographischen Anekdoten und Fallbeispielen aus der Praxis.

 

Den Abschluss dieser facettenreichen Thematik bildete die Frage nach den Einflussmöglichkeiten in der täglichen Trainingsarbeit. Peter Hyballa konnte hierzu einen interessanten Einblick in den Praxis-Alltag seiner Coaching-Strategie präsentieren.

 

Für die Teilnehmer ergab sich eine Fülle von einzelnen neuen Erkenntnissen, die sie für ihre praktische Trainingsarbeit verwerten können. Es wäre wünschenswert, könnte die Thematik fortgesetzt und weiter fundiert werden.

 

Mit breiter Zustimmung und dem besonders anerkennenden Dank an die Referenten Dr. Reinhard Jansson und Peter Hyballa durch Gerd Rathjen, ging diese regionale, 7 LE umfassende BDFL-Fortbildung, zu Ende.