Praktikum beim SC Paderborn
Seit mittlerweile zehn Monaten läuft der erste Pro Lizenz-Lehrgang nach Etablierung der neuen Trainerausbildungsstruktur. Müdigkeit kommt nach dieser anspruchsvollen Zeit bei Jonas Stephan aber nicht auf: „Ich genieße es jedes Mal, zu den Maßnahmen zu fahren, weil die Gruppe und die Atmosphäre super sind“, so der 30-jährige angehende Pro Lizenz-Inhaber, der in einer fünfwöchigen Praktikumsphase im Herbst viele spannende Erkenntnisse sammeln konnte. Stephan war zu Gast beim SC Paderborn und erhielt tiefgreifende Einblicke in die Arbeit des Trainerteams der Profimannschaft um Cheftrainer Lukas Kwasniok. „Ich wurde sehr offen empfangen und bin sehr dankbar für die Einblicke, die ich bekommen habe. Das Trainerteam hat super Ideen in Ballbesitz und es herrscht eine sehr gute Trainingsatmosphäre“, schwärmt Stephan von seiner Zeit in Paderborn. Wo die Teilnehmer*innen der Lizenzausbildung ihr Praktikum absolvieren möchten, konnten sie selbstständig entscheiden. Stephan wählte den SCP, „weil sie viele Dinge anders machen als andere Mannschaften – sowohl auf als auch neben dem Platz. Paderborn ist ein spannender Zweitligist“.
Paderborns Cheftrainer Lukas Kwasniok beim Coaching während einer Trainingseinheit. Foto: IMAGO / pmk
Gegneranalyse für U21-Nationalmannschaft
Im zweiten Individualisierungsblock stand das Thema Analyse im Vordergrund. In einer Kleingruppenarbeit hatten Stephan und seine Kolleg*innen die Aufgabe, eine Gegneranalyse für die deutsche U21-Nationalmannschaft vorzunehmen. Bereits zuvor war das Thema Analyse im Ausbildungsverlauf ausführlich behandelt worden, sodass Stephan gemeinsam mit seiner Gruppe auf die bereits gewonnenen Kenntnisse zurückgreifen konnte. Nach Abschluss des Analysevorgangs präsentierten die Lizenz-Anwärter*innen die Ergebnisse ihrer Analysen in einer Gegnerpräsentation vor Antonio di Salvo (Cheftrainer U21-Nationalmannschaft) und Daniel Niedzkowski (Co-Trainer U21-Nationalmannschaft).
Austausch mit Hansi Flick
Ein Highlight wartete mit dem Expertentalk mit Bundestrainer Hansi Flick auf die Trainer*innen. „Wir konnten ihm unter anderem Fragen zur Vorbereitung auf die WM stellen. Das war so kurz vor der Weltmeisterschaft extrem spannend“, freut sich Stephan, der ebenso vom Input von Bernhard Peters zum Thema Trainingsprinzipien begeistert war: „Bernhard Peters ist ein absoluter Fachmann und Experte. Seine Ansichten dazu, was eine erfolgreiche Mannschaft ausmacht, waren total interessant.“
Als weiteres wichtiges Thema stand die Zusammenarbeit und die Zusammenstellung von Trainerteams auf der Agenda. „Dabei ging es um das Spannungsfeld, in dem sich der Trainer befindet, weil der Staff und das Trainerteam immer größer werden. Wir haben über Strategien und Prinzipien zur Mitarbeiterführung gesprochen. Wir haben uns aber auch die Fragen gestellt: Was für ein Trainertyp bin ich? Welche Charaktere und Kompetenzen brauche ich an meiner Seite?“, berichtet Stephan. Zum Themenkomplex Spielcoaching konnten sich die Pro Lizenz-Teilnehmer*innen mit Marco Rose, Cheftrainer von RB Leipzig, austauschen. Rose gab kurz im Vorfeld eines Champions-League-Spiels Einblicke in seine Gedanken zum Thema Spielcoaching sowie die Vorbereitungen einer Champions-League-Woche.
Antonio di Salvo (Cheftrainer U21-Nationalmannschaft, links) und Daniel Niedzkowski (Co-Trainer U21-Nationalmannschaft). Foto: IMAGO / Team 2
Standardsituationen fallen oft in das Aufgabengebiet von Co-Trainern. Der Erfahrungsschatz mit diesem Thema war unter den Kursteilnehmern sehr unterschiedlich. Daher war es wichtig, sich diesem Thema zu widmen – denn hier gibt es noch große Potenziale.
Prinzipien bei Standardsituationen
Neben dem theoretischen Input und den geführten Expertengesprächen stand auch die Arbeit auf dem Platz auf dem Programm. Dabei drehte sich alles um das Thema Standards. Gemeinsam erarbeitete sich die Gruppe Prinzipien für offensive und defensive Standardsituationen, nämlich Eckbälle, Freistöße und Einwürfe. „Fast ein Drittel der Tore fallen durch Standards. Es besteht also eine unheimlich große Chance, über Standards erfolgreich zu sein“, erläutert Stephan und fügt an: „Standardsituationen fallen oft in das Aufgabengebiet von Co-Trainern. Der Erfahrungsschatz mit diesem Thema war unter den Kursteilnehmern sehr unterschiedlich. Daher war es wichtig, sich diesem Thema zu widmen – denn hier gibt es noch große Potenziale.“
Fester Bestandteil der Pro Lizenz-Ausbildung ist außerdem ein regelmäßiger Austausch mit dem langjährigen ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner. Gemeinsam mit Wagner diskutierten die Lehrgangsteilnehmer*innen aktuelle Spielsituationen aus dem Fußball aus Trainer- sowie Schiedsrichtersicht.
Jonas Stephan. Foto: Eintracht Braunschweig
Ausblick
Der erste Lehrgang nach Umstrukturierung der Trainerausbildung geht auf die Zielgerade. Bevor die Abschlussleistungen anstehen, werden noch einmal Themen wie Führung und die Vorbereitungen auf Vereinswechsel behandelt. Auch darüber wird Jonas Stephan wieder hier, auf der BDFL-Homepage, berichten.