Mit Dr. Paul Bradley (FIFA Football Science Consultant), Ian Brunnschweiler (Director and Performance Coach at Focus Performance Consultancy)   und George Holmes (Scouting & Intelligence Manager at Brighton & Hove Albion Football Club) haben gleich drei Referenten für internationalen Input beim ITK gesorgt – und die Teilnehmer*innen damit begeistert.

Content is King

Im Rahmen des Internationalen Trainer-Kongresses 2025 referierte Dr. Paul Brandly am Montagvormittag über die Bedeutung kontextualisierter Betrachtung von physischen Daten. Unter dem Titel „Content is King – When Interpreting the Match Demands“ betonte er, dass Leistungsdaten im Fußball nur dann aussagekräftig sind, wenn sie im jeweiligen Spielkontext interpretiert werden. Seine Forschung zeigt, dass sich die Spielintensität in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich erhöht hat, insbesondere in Bezug auf Anzahl und Geschwindigkeit der High-Intensity Runs. Doch nicht allein das „Wie viel“, sondern das „Wann“ und „Warum“ dieser Läufe macht sie für Trainer relevant.

Brandly stellte heraus, dass technische, taktische und physische Leistungsdaten nicht isoliert betrachtet werden sollten. Erst ihre Integration erlaubt es, Spielhandlungen vollständig zu verstehen und gezielt zu trainieren. Ein Sprint in den Strafraum oder ein Pressingmoment gewinnen erst durch ihren taktischen Zusammenhang an Bedeutung. Für die Praxis bedeutet das: Trainingsinhalte sollten konsequent aus den eigenen Spielprinzipien abgeleitet und auf typische Spielsituationen abgestimmt werden. Da eine umfangreiche Spiel- und Datenanylse im Amateurbereich nicht abbildest ist, können jedoch bereits Videoanalysen helfen, Spielkontext sichtbar zu machen und in die Trainingsarbeit zu übertragen. Ein interessanter Vortrag mit klarer Übertragung von Wissenschaft in die Praxis.

Coach Development on the Grass in Premier League Clubs

In seinem Vortrag zeigte Iain Brunnschweiler, wie gezielte Trainerentwicklung mit einem klaren Prozess erfolgreich gestaltet werden kann. Entscheidend ist dabei die inhaltliche Ausrichtung: Coaching-Philosophie, Spielidee des Trainers und des Clubs sowie die individuelle Trainerprofile müssen aufeinander abgestimmt sein. Brunnschweiler präsentierte ein praxisnahes Modell, das bei Southampton FC Anwendung findet. Es umfasst klare Prinzipien, strukturierte Inhalte und kontinuierliche Reflexion – von Coaching-Skills bis hin zur Videoanalyse von Trainerverhalten.

Zugleich betonte er, dass auch Trainer individuelle Entwicklungspläne brauchen. Mithilfe von Video, Audio oder KI lassen sich Coaching-Interaktionen im Training gezielt beobachten und analysieren. Trainer agieren heute in vielfältigen Rollen – als Mentor, Lehrer oder Zuhörer – und müssen reflektieren, welchen Eindruck sie hinterlassen. Der Vortrag zeigte, wie systematische Trainerentwicklung zur Qualität im gesamten Ausbildungssystem beitragen kann.

Beyond Day One: Embedding Talent for Long-Term Success

Im Vortrag „Beyond Day One“ zeigte George Holmes, Scouting & Intelligence Manager bei Brighton & Hove Albion, wie der Klub junge Talente scoutet, rekrutiert, langfristig integriert und auf nachhaltigen Erfolg vorbereitet. Ausgehend von der strategischen Vision 2030 – unter anderem mit dem Ziel, 20 % der Spielzeit durch Akademiespieler zu besetzen – beschrieb Holmes den mehrstufigen Prozess zur Einbindung neuer Spieler in den Profibereich.

Zentral war die Erkenntnis, dass erfolgreiche Integration weit über den ersten Trainingstag hinausgeht. Grundlage ist eine umfassende Analyse des Menschen hinter dem Spieler: Herkunft, Persönlichkeit, Sprache, Charakter und Umfeld. Auf dieser Basis erfolgt ein strukturiertes Onboarding, begleitet durch gezielte Beobachtungen in den ersten Wochen und Monaten. Dabei fließen medizinische, sportliche und soziale Aspekte ebenso ein, wie regelmäßige Rückmeldungen aus dem Trainer- und Betreuerstab. Ziel ist es, dem Spieler nicht nur leistungsorientiert, sondern auch menschlich einen stabilen Rahmen zu geben – damit er schneller ankommt, besser performt und langfristig im Klub spielt.