Hannes Wolf, Cheftrainer der U20-Nationalmannschaft, leitete die erste Praxisdemonstration des Kongresses. Im Anschluss an die Präsentation der theoretischen Grundlagen zeigte Wolf auf dem Trainingsgelände der BVB-Profis eine Trainingseinheit mit den U17-Junioren von Borussia Dortmund zum Thema der intuitiven Spielkompetenz.

Spielkompetenz bezeichne die Fähigkeit, eine bestimmte Handlung im Spiel umsetzen zu können, erklärte Wolf den Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern. Dabei könnte man die intuitive, unbewusste Kompetenz, die bewusste Kompetenz, die bewusste Inkompetenz und die unbewusste Inkompetenz differenzieren. Die intuitive, unbewusste Kompetenz sei das angestrebte Ziel und werde durch Erfahrungen entwickelt. Arsène Wenger sagte beim ITK Freiburg, dass die Freiheit der Entscheidungsfindung immer weiter eingeschränkt werden und das, was Spieler machen müssten, immer weiter ausgeprägt würden. Diese Entwicklung wirke der Verbesserung der intuitiven, unbewussten Kompetenz entgegen, ergänzt Wolf.

In diesem Zusammenhang könnte man trainerdominiertes und spielerdominiertes Training voneinander unterschieden. Bei trainerorientiertem Training würden Inhalte vom Trainer vorgegeben, die an der Spielphilosophie des Trainers orientiert seien. In einem spielerorientierten Training könnten Spieler ihre eigenen kreativen Lösungen suchen und finden.

Wolf erklärte, dass wir uns immer dann, wenn wir uns für einen Trainingsinhalt entscheiden, automatisch gegen einen anderen entscheiden. Bei einem Rondo finde kein 1-gegen-1 statt, es gäbe keine Tiefe, kein Stürmerverhalten, keine Flügelspieler, kein Abseits, keine Tore und keine Dynamik am Flügel.
Im 4 -gegen-4 dagegen hätten die Spieler eine hohe Aktionsdichte. Insgesamt sollten Spieler in einer Woche mindestens 30 Minuten Nettospielzeit haben. Für eine Belastungseinheit gelte ein Richtwert von mindestens 4 mal 4 min pro Spieler.

Beim 4-gegen-4 würden im Gegensatz zum Rondo keine Positionen ausgeschlossen, lediglich einige Kompetenzen. Das Problem sei jedoch, dass das 4-gegen-4   eher eindimensional sei. Es gäbe eine klare Zuteilung, wodurch viele 1-gegen-1-Situationen entstünden. Außerdem könne viel nach vorne verteidigt werden. Weiterhin fänden in Rondos oft keine Pässe über mehr als zehn Meter statt. Auf dem Trainingsplatz zeigte Wolf viele unterschiedliche Möglichkeiten, im 4-gegen-4 mehr Ebenen zu schaffen und die Komplexität des Denkens der Spieler zu verbessern.

Durch ein 4-gegen-4 mit Anspielern auf der Grundlinie neben den Pfosten entstünde eine Ebene hinter der letzten Kette. Die Verteidiger könnten nicht mehr nur nach vorne verteidigen, sondern müssten auch den Passweg in die Tiefe zustellen und nach hinten verteidigen. Die Stürmer bekämen die Möglichkeit über Steil-Klatsch Kombinationen zum Torerfolg zu kommen. Es gäbe jedoch keine Kopfbälle und Flanken, wenig Verlagerungen und keine Abseitslinie. Bei einem 4-gegen-4 mit Anspielern auf den Außen entstünden mehr Passwinkel. Die Offensive hätte viele Passoptionen, auch mit seitlicher Orientierung. Die Außenspieler hätten viel Druck und müssen direkt eine Lösung finden.

Beim 4-gegen-4 mit einem Überzahlspieler könne jede Situation mit einem Pass ausgespielt werden. Es entstünden weniger Zweikämpfe und das Tempo werde etwas langsamer. 4-gegen-4 könne ebenfalls auf das Verteidigen einer Linie ausgelegt sein. So werde automatisch das Defensivverhalten der Viererkette trainiert. In diesem Fall käme außerdem Abseits als spielnaher Reiz hinzu.