Prof. Dr. Geir Jordet, Sportpsychologe und Professor an der Norwegian School of Sport Sciences, hielt den ersten englischsprachigen Vortrag des Kongresses. Er zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern viele anschauliche Videos zur Erläuterung der Bedeutung von Vororientierung und visueller Wahrnehmung. Außerdem gab er Anreize zum Training des Scannens des Spielfeldes.

Seinen Vortrag begann Jordet mit einem Video von Philippe Coutinho, der das Spielfeld in der gezeigten Situation neunmal in sieben Sekunden scannte. Mit einer Scanrate von 1,3 Scans pro Sekunde lag er in einem herausragenden Bereich, erklärt Jordet. Mbappe als nächstes Beispiel habe Vororientierung in sein intuitives Verhalten integriert. Er scanne das Spielfeld durchschnittlich 0,6-mal pro Sekunde, d.h. er mache sechs Scans in den zehn Sekunden bevor er den Ball bekomme. Bei Premier League Stürmer liege die Scannrate im Durchschnitt bei 0,28 Scans pro Minute. Wichtig sei es jedoch nicht nur, Informationen aufzunehmen, sondern auch auf Basis der aufgenommenen Informationen, des taktischen Wissens und den technischen Fähigkeiten eine gute Entscheidung zu treffen.

Zusammen mit seinen Studierenden untersuchte Prof. Dr. Geir Jordet das Vororientierungsverhalten von Spielern des FC Arsenal in der Saison 2017/2018. Sie fanden heraus, dass auch Spieler auf Top-Niveau das Spielfeld nicht immer scannen würden. Dazu sagte Jordet: „When we control for pass difficulty, context and individual differences – the more a player scans, the greater the possibility of completing a pass”. Außerdem fand seine Arbeitsgruppe heraus, dass zentrale offensive Mitspieler die meisten Scans innerhalb eines Spiels durchführen würden. Danach würden zentrale defensive Mittelfeldspieler, Flügelspieler, Innenverteidiger, Stürmer und zu guter Letzt Torhüter folgen. Im europäischen Jugendfußball seine die Ergebnisse ähnlich. Die Dauer eines Blicks zur Vororientierung betrage mehrheitlich weniger als eine halbe Minute. Jordet nannte außerdem De Bruyne als positives Beispiel. Immer, wenn der Ball berührt wird, schaue de Bruyne auf den Ball. Die Zeit zwischen den Ballberührungen nutze er zur Vororientierung.

Um die Vororientierung zu trainieren, brauche es etwas Zeit. Es sei jedoch gut möglich, mit gezieltem Training Erfolge zu erzielen. Die Scans im Training sollten mehrheitlich maximal 0,5 Sekunden dauern. Es sei sinnvoll, spielnahe visuelle Reize zu setzen, wie z. B. Reaktionen auf Bewegungen der Beine. Auch Virtual Reality Brillen könne man zum Training der visuellen Wahrnehmung nutzen.