Mitte September fand erneut eine Fortbildung bei der SpVgg Unterhaching mit dem übergeordneten Therma „Periodisierungsmodell und Spielprinzipen“ unter Einbeziehung des Trainerstabs der 1. Mannschaft der SpVgg Unterhaching statt.



Schwerpunkt Periodisierungmodelle

Zunächst definierte Georg Wallner, Athletiktrainer der SpVgg Unterhaching, Perodisierung als strategische Planung und Überwachung des Trainings, um die gewünschten Anpassungen für sportlichen Erfolg zum richtigen Zeitpunkt zu generieren. Im Rahmen seiner weiteren sach- und fachkompetenten Ausführungen gab Wallner den Teilnehmer*innen einen Überblick über die unterschiedlichen Peridisierungsmodelle in der Vorbereitungs- und Wettkampfperiode im Fußball.

In diesem Sinne stellte er das klassische Periodisierungsmodell (Matjevev) mit hohem Umfang und niedriger Intensität zu Beginn der Vorbereitungsperiode und Steigerung der Belastungsintensität bei Reduzierung des Trainingsumfangs im weiteren Verlauf der Vorbereitungsperide vor. Die Blockperiodisierung (Issuris) beinhaltete unterschiedliche Perioden, in denen getrennt technisch-taktische und konditionelle Konzepte in ansteigender Belastungsdosierung durchgeführt werden und damit alle leistungsbestimmenden Fähigkeiten und Fertigkeiten des Fußballspielers parallel bzw. kombiniert in Blöcken trainiert werden. Beim wellenförmigen  Periodisierungsmodell imponiert der wellenförmige Charakter, die Dynamik und der periodische Wandel bzw. Wechsel des Belastungsumfangs und der Belastungsintensität innerhalb eines Mikrozyklus sowie innerhalb einer Trainingseinheit. Das Periodisierungsmodell von Verheijen, das vorrangig im professionellen und semi-professionellen Fußball praktiziert wird, zielt auf einen Aufbau der aeroben und anaeroben Kapazität des Fußballspielers in der Vorbereitungsphase in zeitlichen Phasen ab. So kommen nach Verheijen in der ersten Etappe der Vorbereitungsperiode (erste bis zweite Woche) die extensive Intervallmethode (8 gegen 8 bis elf gegen elf), in der zweiten Etappe (dritte bis vierte Woche) die Intensive Intervallmethode (fünf gegen fünf bis sieben gegen sieben) und in der dritten Etappe (fünfte bis sechste Woche) maximal explosive und schnellkräftige Aktionen zum Einsatz. Das taktische Periodisierungsmodell (Vitor Frade) beinhaltet bei einem Spiel am Samstag, einem trainingsfreien Tag am Sonntag und einem Regenerationstag am Montag der jeweiligen Kalenderwoche eine Aufbauphase von Dienstag bis Donnerstag mit unterschiedlicher Akzentuierung der Dynamik, muskulären Anspannung, Größe der Spielflächen, Anzahl der Spieler*innen, Komplexität sowie mentalen und  physischen Belastung der Spieler*innen, während am Freitag vor dem Samstagsspiel eine Regenerationseinheit mit Aktivierung unter Berücksichtigung der Belastungs- und Regenerationszusammenhänge absolviert wird. 

Darüber hinaus stellte Georg Wallner deutlich heraus, dass die komplexe Leistungsstruktur des Fußballs eine genaue Leistungsanalyse zum Trainingszustand jedes*r einzelnen Spieler*in in der Vorbereitungsphase erforderlich macht, um ihn*sie entsprechend der psycho-physischen Voraussetzungen an eine 100-prozentige persönliche Leistungsfähigkeit heranzuführen. Insofern spielt für den Athletiktrainer das Prinzip der Individualität und damit die ausreichende Berücksichtigung der Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler*innen mit Blick auf alle motorischen Hauptbeanspruchungsformen eine überragende Rolle in den einzelnen Planungsabschnitten des Jahres. Zudem stellen nach seiner fundierten fachlichen Einschätzung exakte Trainings-und Wettkampfplanungen als dynamischer Prozess einen wesentlichen Bestandteil der Leistungs- und Trainingssteuerung im Fußball dar. 

Beispielhafte Trainingseinheit aus der Vorbereitung

Im Anschluss an die interessanten Ausführungen von Georg Wallner stellte der Co-Trainer der ersten Mannschaft der SpVgg Unterhaching, Mathias Luginger, eine beispielhafte Trainingseinheit aus der Vorbereitungsperiode vor. Der Fokus lag hierbei auf einem Spielersatztraining  und damit einer Einheit für Spieler, die nicht zur Startelf gehörten bzw. geringere Einsatzzeiten im Wettkampf hatten.

Der Schwerpunkt dieser exemplarischen Trainingseinheit lag auf der Verbesserung der Ballzirkulation mit den Einzelbausteinen Passqualität (Passgenauigkeit und -geschwindigkeit) sowie Ballan- und -mitnahme, einer kleinen Spielform im begrenzten Feld nach der intensiven Intervallmethode (vier gegen vier plus drei) sowie einer komplexen Trainingsform mit intensiver körperlicher Belastung, Handlungs- und Aktionsschnelligeit sowie dem Herausspielen und Verwerten von Torchancen. Die gelungene Praxiseinheit von Mathias Luginger hat gezeigt, dass auch für Ersatzspieler*innen eine optimale Belastungs- und Trainingssteuerung im Training sowie der Erhalt von Teil- und Gesamtleistungen der Ersatzspieler von überragender Bedeutung ist. Insgesamt nimmt das Spielersatztraining bei der SpVgg. Unterhaching  einen hohen Stellenwert ein, da der Trainer bei Bedarf im Laufe der Saison auf Ersatzpieler zurückgreifen muss und diese Spieler damit auch stets über ein hohes technisch-taktisches, physisches sowie mental-psychisches Leistungsniveau verfügen sollten.  

Der Weg vom Jugend- zum Profispieler bei der SpVgg. Unterhaching

Der zweite Teil der Fortbildung wurde von Marc Unterberger, Cheftrainer der SpVgg Unterhaching,  mit dem Thema „Der Weg vom Jugend- zum Profispieler bei der SpVgg. Unterhaching“, gestaltet. Unterberger erläuterte eindrucksvoll die Jugenförderung der SpVgg. Unterhaching, die auf eine Entwicklung der Spieler für die erste Mannschaft, auf die Spielerentwicklung und den Spielerverkauf für die nationalen und internationalen Profiligen sowie für den regionalen Amateurfußball abgestimmt ist.

Im Zentrum des Konzeptes der SpVgg. Unterhaching im Bereich der Nachwuchsarbeit steht ein ganzheitlicher Ansatz, mit dem Spieler als eigene Persönlickeit einerseits und den drei wichtigen Säulen, nämlich Schule, Familie/Elternhaus und Fußball andererseits. Die schulischen Leistungen der Spieler werden zweimal pro Jahr bewertet, indem die Spieler ihre Zeugnisse vorlegen. Bei Bedarf steht ein eigenes Nachhilfezentrum für die Nachwuchsspieler der SpVgg. Unterhaching zur Verfügung. Die verantwortlichen Trainer der Spielvereinigung einschließlich des Präsidenten, Manfred Schwabl, pflegen einen offenen, ehrlichen, konstruktiven Umgang mit den Eltern, denn sie wollen nah am Spieler sein und stehen ggf. als hilfreiche Ratgeber für Eltern und Spieler zur Verfügung.

Für die Vereinleitung sowie die sportlich Verantwortlichen steht nicht nur die Entwicklung und Förderung der technischen und techno-motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, Trickreichtum, spezielles Spielverständnis, Beidfüßigkeit und athletische Ausbildung der Spieler im Vordergrund, sondern auch die Entwicklung von psychosozialen Ressourcen der jungen Spieler wie beispielsweise Ehrgeiz, Wille, Entschlossenheit, Mut, Riskobereitschaft, gesundes Selbsvertrauen, Demut, Offenheit für Neues, aktive Stress-und Druckresistenz,  Überzeugungskraft, Gemeinschaftsgefühl sowie Teamgeist. Insgesamt werden bei einem Spieler im Nachwuchsbereich der SpVgg Unterhaching somit personale und psychosoziale Kompetenzen entwickelt, damit der Spieler ein ausreichendes Maß an emotinaler Stabilität, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Charakter, Willensstärke, Selbtseinschätzung, Selbstwertgefühl, Konfliktlösungspotential, Aufbau eigener Identität und ein positives Selbstkonzept erhält und den Umgang mit den Anforderugen von Schule und Fußball gerecht wird.

Besonders hervorzuheben ist, dass die Nachwuchsarbeit  im NLZ der SpVgg. Unterhaching nicht mit einer hohen Fluktuation der Spieler nach dem Prinzip des „hire and fire“ einhergeht, sondern dass der Verein auf Kontinuität und langfristige Bindung der Spieler an den Verein setzt. So verfügt der Kader der Drittligamannschaft aktuell über 13 Spieler aus dem eigenen NLZ, die seit mindestens fünf Jahren im Verein sind, was als Ausdruck des überaus erfolgreichen und nachhaltigen „Hachinger Weges“ angesehen werden kann.  

Darüber hinaus hat Marc Unterberger deutlich zum Ausdruck gebracht, dass talentierten Nachwuchsspielern der SpVgg. Unterhaching seitens des Trainerstabes ausreichend Geduld entgegenbracht wird. Auf diese Weise wird nicht nur mit frühentwickelnden Spielern gearbeitet, sondern es erfahren auch spätentwicklende Spieler eine gezielte Entwicklung, Förderung und Verbesserung ihrer technisch-taktischen Fähigkeiten sowie ihrer Körperlichkeit und Athletik. Nach den Hinweisen von Marc Unterberger hat die Erfahrung gezeigt, dass die techno-motorischen Fähigkeiten der kleinen, schmächtigen und wenig robusten Spieler mit Nachteilen in der Physis erst dann voll zur Geltung kommen, wenn die  körperlichen Defizite im Verlauf der der Pubertät aufgearbeitet werden. Nach Verbesserung ihrer Körperlichkeit erreichen diese Spieler in der Regel auch eine hohe Spielwirksamkeit.

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass für das Konzept der Nachwuchsarbeit der SpVgg Unterhaching das funktionierende Team, das sich im Wesentlichen aus Präsident, Chef-Trainer, Co-Trainer und Athletiktrainer  zusammensetzt, für den Erfolg entscheidend ist. Zweifelslfrei besteht  bei den Verantwortlichen der SpVgg Unterhaching ein „Wir-Gefühl“ und damit eine Teamidentifikation mit einem gemeinsamen Ziel sowie eine akzeptierte Aufgaben- und Rollenverteilung. Eine weitere wichtige Eigenschaft dieses Hachinger Teams ist die Wertschätzung der gennannten Personen im Umgang, ein respektvolles Auftreten gegenüber dem Anderen und eine ausreichende kommunikative Kompetenz. 

Konsequenzen der Spielprinzipien des Hachinger Wegs: Pressings und Spieleröffnung

Die hohe Fachkompetenz von Marc Unterberger wurde unterstrichen durch die  praktische  Arbeit der Junioren der SpVgg. Unterhachung auf dem Platz. Das Thema der praktischen Demonstration von Marc Unterberger lautete: „Konsequenzen der Spielprinzipien des Hachinger Wegs am Beispiel des Pressings und der Spieleröffnung“. Im Rahmen einer methodisch-didaktischen Vorgehensweise erläuterte Marc Unterberger im Spiel elf gegen elf die individual, gruppen- und mannschaftstaktischen Maßnahmen des Anlaufens, Verschiebens sowie des einheitlichen und effektiven Zusammenspiels der einzelnen Mannschaftsteile mit Blick auf die beiden Spielprinzipien des Pressens und der Spieleröffnung. Dabei nahm Unterberger durch ein gezieltes Coaching Einfluss auf das Spielgeschehen, in dem er das Verhalten der Spieler in den verschiedenen Spielsituationen durch „Einfrieren“ unterstützte und so auch gezielt steuernd in das Spiel eingriff. Auf diese Weise verschaffte er den Spielern Sicherheit und half Ihnen, Situationen sowie deren vielfältige Lösungsmöglichkeiten zu erkennen und zu antizipieren, so dass der Entscheidungsspielraum oder die kreative  Entfaltung der Spieler bei der Umsetzung der Spielprinzipien aufrechterhalten wurde.

Nach den theoretischen Ausführungen und den praktischen  Demonstrationen standen die Referenten der SpVgg Unterhaching den Teilnehmern zur Beantwortung der Fragen zur Verfügung. Abschließend bedankte sich Peter Götzinger für die aufgeschlossene Mitarbeit der Teilnehmer*innen, die gelungene Organisation sowie fürsorgliche Betreuung und Gastfreundschaft der SpVgg. Unterhaching. Am Ende der Veranstaltung bekräftigte der Präsident der SpVgg Unterhaching, Manfred Schwabl, den Teilnehmer*innen, dass die Spielvereinigung auch weiterhin gerne für Weiterbildungsmaßnahmen der Verbandsgruppe Bayern des BDFL zur Verfügung steht und unterstrich damit die hervorragende Zusammenarbeit mit dem BDFL im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen.