Spannende Impulsreferate, intensiver Austausch in Kleingruppen-Workshops und eine anschauliche Praxisdemonstration – der Regionale Trainer-Kongress (RTK) der Verbandsgruppe Nordost am vergangenen Wochenende begeisterte die 35 Teilnehmer in der Sportschule Bad Blankenburg.




Impulsreferate, Workshops, Praxisdemo

Ursprünglich war die Fortbildung in Bad Blankenburg für eine größere Teilnehmerzahl ausgelegt, bedingt durch die beiden diesjährigen Internationalen Trainer-Kongresse (ITK) in Freiburg und Dortmund blieben aber einige Lehrgangsplätze frei. Die anwesenden Teilnehmer bereuten ihre Teilnahme jedoch keine Minute. Die Vorgehensweise mit absolut aktiven Workshops mit jeweils nur zehn bis zwölf Teilnehmern führten zu äußerst intensiven und spannenden Diskussionen. Die Workshops folgten auf die vorausgegangene Impulsreferate von jeweils 30 Minuten zu den einzelnen Themen und alle Teilnehmer besuchten im Rundlauf alle Themenkomplexe. Diese Form der Fortbildung hat die VG Nordost schon einige Male demonstriert und damit sehr gute Erfahrungen gemacht, da in den überschaubaren Diskussionsrunden alle Teilnehmer direkt beteiligt sind und die Erfahrungen und Auffassungen aller Trainerkollegen einfließen. Das Feedback der Teilnehmer zur Veranstaltung war ausgesprochen positiv, natürlich auch bezüglich der Inhalte.


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Leitthema „Trainerpersönlichkeit und langfristiger Leistungsaufbau/altersgerechtes Training“

Der RTK fand unter dem Leitthema „Trainerpersönlichkeit und langfristiger Leistungsaufbau/altersgerechtes Training“ statt. Die Einführung in das Thema gab Frank Engel, Vorsitzender der BDFL-Verbandsgruppe Nordost, mit seinen Ausführungen zur Schlüsselrolle der Trainer*innen und zur richtigen Einordnung ihrer jeweiligen Tätigkeit und Verantwortung. Dabei ging es auch um die Unterschiede in der Trainingsarbeit zwischen Nachwuchs- und Erwachsenenbereich. Geht es im Männer- und Frauenbereich um die erfolgreiche Präsentation des „Produkts Fußball“, um den mannschaftlichen Erfolg, ja auch um den Tabellenplatz, sollte es in der Nachwuchsarbeit vorrangig um die Ausbildung der Spieler*innen, um das Lerntraining gehen. Nachwuchstrainer*innen sind in erster Linie Ausbildende. Die Beurteilung der Trainer*innen im Nachwuchs muss vorrangig nach ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz im Umgang mit der Mannschaft sowie der Entwicklung der Spieler*innen erfolgen und nicht nach der mannschaftlichen Platzierung. So sollten die Trainer*innen auch unabhängig von der jeweiligen Altersklasse anerkannt werden. Die teilweise ungerechtfertigten Unterschiede in der Honorierung von Trainer*innen in den unteren Jahrgängen, wo die wichtigen Basics, wie Ballgefühl, erster Ballkontakt, Zweikampfverhalten offensiv und defensiv, Finten, Orientierung und Schulterblick, etc., erlernt und geschult werden und Trainer*innen in den oberen Jahrgängen der B- und A-Jugend sind nicht gerechtfertigt. Nachwuchs-Coaches sind auch Altersklassenspezialist*innen. Dabei sollten der langfristige Leistungsaufbau und das altersgerechte Training im Vordergrund stehen. Nicht die Augenblicksleistung ist das Anzustrebende, sondern die perspektivische Leistungsentwicklung ist das Entscheidende.

 

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Drei Impulsreferate, drei Workshops

Die sehr anspruchsvollen Impulsreferate von Thomas Ross „Sei stolz auf Dich und Dein Team“, von Gora Sen und Leo Teßmann „Denkfabrik Nachwuchsfußball“ und von Sascha Bigalke „Ajax - die Bühne gehört immer den Kindern“ stimmten die Teilnehmer mit ihren interessanten Inhalten hervorragend auf eine aktive und lebhafte Diskussionen in den jeweiligen Workshops ein. Dabei standen besonders ihre detaillierten Aussagen zur Persönlichkeit der Trainer*innen, zur differenzierten Einordnung des Nachwuchsfußballs und einer entsprechenden Ausbildungs- und Spielphilosophie sowie zur Talentfindung und Talenterkennung im Mittelpunkt.

Als Fazit der Diskussion der Teilnehmer in den einzelnen Gruppen konnten folgende Aussagen festgehalten werden:

  • Die Trainertätigkeit, egal ob im Haupt- oder Ehrenamt, sollte alle Trainer*innen mit Stolz erfüllen. Dabei geht es um die Spieler*innen, sie stehen im Mittelpunkt. Trainer*innen dürfen sich selbst nicht so wichtig nehmen. Lebenslanges Lernen ist eine unbedingte Prämisse für jede*n Trainer*in.
  • Reserven im Nachwuchsbereich werden vor allem in der Ausbildung der Basics unterhalb der U15 gesehen. Statt am Spielsystem orientierter Ausbildung sollte vor allem auf die individuelle Ausbildung Wert gelegt werden.
  • Im Vergleich zur Vorgehensweise und Philosophie bei Ajax Amsterdam (Sichtung und Durchlässigkeit der Talente) wurde deutlich, dass es im deutschen Fußball keinen Mangel an sehr guten Ausbildungskonzeptionen und Dokumenten gibt, aber aus unterschiedlichen Gründen mangelt es an deren Umsetzung.

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Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Am zweiten Tag des RTK wurde durch den medizinischen Beitrag „Lebensrettende Sofortmaßnahmen - Tipps für den Ernstfall“ von Sportwissenschaftler und Kardiologe Dr. Dr. Sven Fikenzer (stellvertretender Vorsitzender der VG Nordost) in beeindruckender Form deren praktische Umsetzung demonstriert. Unter dem Motto Prüfen-Rufen-Drücken wurden den Teilnehmern die Maßnahmen der Reanimation bei Herzstillstand erörtert. Das sind Dinge, die im Ernstfall besonders auch in Corona-Zeiten jederzeit auftreten können. Alle Teilnehmer waren aufgefordert, die Herzdruckmassage an der Dummy-Puppe selbst durchzuführen.

Angriffsabschluss in der Praxis

Der RTK in Bad Blankenburg wurde mit einer ausgezeichneten Praxisdemonstration durch den DFB-Trainer Marc Meister mit dem Thema „Angriffsabschluss - Spiel im letzten Drittel“ am Sonntag abgerundet. Mit klarer Ansprache und detailliertem Coaching zeigte er mit dem Team der U17/U19 des FC Carl-Zeiss Jena die praktische Umsetzung von fünf interessanten Übungs- und Spielformen und gab den Trainer*innen wertvolle Anregungen für ihre eigene praktische Arbeit. Mit hohem Engagement und guter Disziplin trugen die Jenaer Spieler zum guten Gelingen der praktischen Lerneinheiten bei. Am frühen Sonntagnachmittag traten die Teilnehmer zufrieden die Heimreise an. Positiv gesehen wurde auch die Tatsache, dass sich die Teilnehmer aus unterschiedlichen Trainerbereichen am Abend zuvor in der „3. Halbzeit“ zu ihren konkreten Arbeitsaufgaben austauschen konnten. Dabei waren die Gespräche mit den teilnehmenden EX-Profis Steffen Freund, Jörg Schwanke, Rene Rydlevicz-Gabanow, Rico Schmitt und Peter Kaehlitz besonders spannend.

Frank Engel