Auch in der Verbandsgruppe Westfalen fand die erste regionale Fortbildungstagung nach der Corona-Pause statt. Die Corona-Regelungen des Landes Nordrhein-Westfalen erlaubten es, dass rund 70 Teilnehmer*innen am Montag, den 21. September im SportCentrum Kamen-Kaiserau tagen konnten. Organisatorisch hatten Franz-Josef Reckels (VGV Westfalen) und das Ehepaar Wienecke alles bestens im Griff. Inhaltlich hatte Sascha Eickel (stv. VGV Westfalen und U19-Trainer von Borussia Mönchengladbach) die RFT hervorragend vorbereitet bzw. gestaltet.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer*innen durch den Vorsitzenden der VGV Westfalen Franz-Josef Reckels referierte Mirko Sandmöller (Geschäftsführer des NLZ von Borussia Mönchengladbach) über die Mission und Vision der Nachwuchsförderung im NLZ der Gladbacher „Fohlen“. Er gab den Teilnehmer*innen einen interessanten Einblick in die Struktur des NLZ. Rund um den Nachwuchs im Borussia-Park wird zwischen der Ausbildung im Basis-, Aufbau- und Leistungsbereich unterschieden. Im Nachwuchsbereich gehe es generell darum, Persönlichkeiten zu fördern und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass einige Talente im Profibereich der Borussia ankommen. Bei der Gladbacher Borussia unterstützen sie die jungen Spieler und möchten ihnen Hilfestellungen geben, um die Doppelbelastung aus Schule und Fußball gut meistern zu können. Dabei geht es weit über das Sportliche hinaus. Es gilt den Spielern vor allem auch Werte und soziale Kompetenzen zu vermitteln. Die Kernphilosophie im sportlichen Bereich lautet: Ballorientiert, offensiv, kreativ und aktiv zu sein.
Nach Sandmöllers kurzweiligem Vortrag übernahmen Eugen Polanski (Übergangstrainer bei Borussia Mönchengladbach) und Eickel selbst das Podium. Sie verdeutlichen den Teilnehmer*innen den schwierigen Weg der Top-Talente zum Profispieler. Genau in diesem Übergangsbereich findet Polanski als Übergangstrainer der Top-Talente aus den U17-, U19- und U23-Mannschaften sein Hauptbetätigungsfeld. Polanski ist Mitglied des Trainer-Teams der Profimannschaft von Marco Rose und kann mannschaftsunabhängig mit den Top-Talenten an deren Entwicklung arbeiten. Er soll ihnen den letzten „Schliff“ für den Profibereich geben.
Mit den Teilnehmer*innen entstand im Rahmen des Vortrags eine konstruktive Diskussion über die Bedeutung der U23-Mannschaften. Im NLZ der Mönchengladbacher sehen sie die U23 als höchste Ausbildungsmannschaft des Vereins an. Sie möchten den jungen Talenten, die nicht sofort den Sprung in den Profibereich schaffen, die Möglichkeit geben, sich weiter weiterentwickeln zu können, was letztendlich nur über die Spielpraxis realisiert werden kann. Sascha Eickel unterstrich die Bedeutung von jeder einzelnen Trainings- und Spielminute für die jungen Spieler.
Eugen Polanski stellte dar, dass er mit den Trainern des Leistungsbereichs der Borussia Heiko Vogel (U23), Sascha Eickel (U19) und Hagen Schmidt (17) im ständigen Austausch stehe, um die sportliche Weiterentwicklung der Top-Talente nachhaltig zu begleiten. Bei der Bestimmung der Top-Talente spielen unter anderem folgende Kriterien eine maßgebliche Rolle:
- Gewichtung Talent / Mentalität - Wille
- Perspektive: Profifußball
- aktuelle Leistungsfähigkeit und Prognose
- Beobachtung des Entwicklungsprozesses
Polanski führte aus, dass er die Vorbereitungszeit der Mannschaft immer dazu nutze, um die Spieler kennenzulernen. Der „Fohlencampus“ bietet zum Teil optimale Möglichkeiten, die Charaktereigenschaften der Spieler auch abseits des Spielfeldes zu beobachten und einzuschätzen. Er betreut – in Absprache mit den jeweiligen Trainern - die ausgewählten Top-Talente mit zusätzlichen Trainingseinheiten, Videofeedback und vielem mehr. Er beschrieb die Aufgabe des Übergangstrainers als extrem vielschichtig, wobei ihm natürlich auch zu Gute kommt, dass er selbst den Sprung vom ambitionierten Nachwuchskicker in den Profibereich der Borussia geschafft und eine beachtliche Spielerkarriere absolviert hat.
Polanski ist das Bindeglied zwischen dem NLZ und der Lizenzspielermannschaft. Er beobachtet quasi als „unabhängige“ Person die Spieler im Training und im Spiel. Wichtig ist dabei der ständige Dialog mit den Spielern. Polanski arbeitet weniger im mannschaftstaktischen Bereich mit den Talenten, sondern eher individualtaktisch und technisch. Er führt individuelle Trainingseinheiten mit den Top-Talenten durch und fertigt individuelle Trainingspläne für jedes Top-Talent an. Zu seinen weiteren Aufgaben zählen:
- Individuelle Stärken-Schwäche-Analyse der Spieler
- ständige Kommunikation mit allen Personen, die Einfluss auf die Entwicklung des Spielers haben (Mannschafstrainer, Eltern, Berater…)
- ganzheitliche Begleitung/Betreuung der Spieler auf und außerhalb des Fußballplatzes als Vertrauensperson und Ansprechpartner
- Koordinierung der unterstützenden Maßnahmen in der ganzheitlichen Betreuung der Spieler (Pädagoge, Psychologe, Athletiktrainer, medizinische Abteilung…)
Zum Abschluss der RFT referierte mit dem 25jährigen Jimmy Lucassen ein äußerst interessanter und facettenreicher Trainerkollege über das Techniktraining im NLZ von Borussia Mönchengladbach, für das der gebürtige Holländer seit mittlerweile sechs Jahren verantwortlich zeichnet und dass er laut Mirko Sandmöller auf ein ganz anderes Niveau gehoben habe. Lucassen gab Einblicke in die Thematik „Hinführung zum 1:1 in Theorie und Praxis“ und zeigte den Teilnehmer*innen auf, wie das jahrgangsübergreifende Techniktraining im NLZ der Gladbacher Borussia aufgebaut ist. Er referierte in mehr als überzeugender Manier über inhaltliche Themen wie Periodisierung und Kriterien des Techniktrainings. Die anschließende Praxis-Demonstration mit der der U13 des DFB-Stützpunktes Unna/Hamm verdeutlichte die hervorragende Trainerarbeit Lucassens und rundete die mehr als gelungene RFT im SportCentrum Kaiserau ab.
„Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir unseren Mitgliedern der VG Westfalen und allen anderen Trainer*innen nach der schwierigen Corona-Pause wieder eine Präsenzveranstaltung anbieten konnten. Ich möchte mich abschließend noch einmal ausdrücklich bei allen Teilnehmern der Tagung für ihre hervorragende Disziplin bedanken, so dass wir gemeinsam allen gültigen Hygiene- und Abstandsregelungen im SportCentrum Kaiserau gerecht werden konnten“, stellte Franz-Josef Reckels heraus. „Mein abschließender Dank gilt allen vier Referenten, Annika Lehmkühler vom SportCentrum Kaiserau und meinem Team der Verbandsgruppe Westfalen, vor allem Sascha Eickel für die inhaltliche Gestaltung und Vorbereitung dieser regionalen Fortbildungstagung.“
md/23.09.2020