Die Verbandsgruppe Westfalen, mit Franz-Josef Reckels und Elmar Wienecke an der Spitze, konnte am 5. Mai einen ganz besonderen Referenten für die RFT in der Sportschule Kamen-Kaiserau gewinnen. Kein Geringerer als Markus Hörwick, Pressesprecher und Direktor für Medien und Kommunikation beim Branchen-Primus FC Bayern München, gestaltete den kurzweiligen und überaus interessanten Medienworkshop für Trainer.

Er gab dabei auch die ein oder andere Anekdote aus seiner langjährigen Tätigkeit zum Besten, vor allem vermittelte er den rund 60 anwesenden Trainern (darunter Persönlichkeiten wie Michael Rummenigge und Rüdiger Abramczik) auf außergewöhnliche Art und Weise einige interessante Aspekte, die für die spätere Trainertätigkeit der Kollegen von besonderem Nutzen sein werden.

Bevor der Workshop mit Markus Hörwick begann, informierte Franz-Josef Reckels die anwesenden Trainer über eine höchst erfreuliche Entwicklung in der Verbandsgruppe Westfalen. Helmut Horsch, langjähriger Verbandssportlehrer in Westfalen und Mitglied im Bundesvorstand des BDFL als Sprecher der Verbandssportlehrer, bleibt dem BDFL nach seiner Pensionierung weiter erhalten. Er arbeitet ab sofort im Vorstand der westfälischen Verbandsgruppe mit.

VortragMit dem Medienworkshop trug die VG Westfalen der Tatsache Rechnung, dass die Medien in ihrer Vielfalt ein immer einflussreicherer Bestandteil des heutigen Fußballs geworden sind. Wenn Trainer an die Medien denken, verbinden sie damit zumeist etwas Negatives. Ist diese Sichtweise klug und richtig? Hörwick gab im Rahmen dieser Fortbildung einen Einblick, wie man als Trainer die Medien auch nutzen kann, um sich als Persönlichkeit in der Öffentlichkeit zu positionieren und positiv zu verkaufen. Er gab Einblicke in seine tägliche Praxis und verdeutlichte den Trainerkollegen, warum eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Trainer und dem Pressechef von so existenzieller Bedeutung ist.

Markus Hörwick ist Sprecher des Arbeitskreises der Medienverantwortlichen der 36 Klubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. Der gebürtige Münchener ist seit 1983 Pressesprecher des FC Bayern München, hat seitdem viele Erfolge mit dem Verein gefeiert und hat in diesem Zeitraum mit den unterschiedlichsten Trainern zusammengearbeitet. Er war seinerzeit der erste hauptberufliche Pressesprecher der Fußball-Bundesliga. Zuvor war er bereits 2 Jahre als Gründer des Bayern-Magazins tätig und verdiente sich seine erste Meriten als Sportjournalist bei der Bild-Zeitung.

Seit 1983 hat sich in der Medienlandschaft sehr viel getan. Spätestens mit der Einführung des Internets ist die Berichterstattung viel schneller und leider auch aggressiver geworden. Die Qualität des Journalismus ist damit zwangsläufig gesunken.

Zum Start des Medienworkshop gab Markus Hörwick mit einem halbstündigen Vortrag einen überaus interessanten Einblick in die Medienarbeit beim FC Bayern München. Mittlerweile umfasst die Pressestelle des FC Bayern neun Mitarbeiter, die an sieben Tagen in der Woche erreichbar sind. Er betonte, dass das Medienaufkommen in München mit keinem anderen Bundesliga-Verein zu vergleichen ist. „Wenn bei uns einmal nichts los ist, haben wir immer noch 10-15 Journalisten und 5-6 TV-Stationen auf dem Gelände an der Säbener Straße“, gab Hörwick zu bedenken. Beim 1. Training von Pep Guardiola waren 210 Journalisten aus 11 Ländern vor Ort, 13 TV-Sender übertrugen live. Das sind nahezu unglaubliche Dimensionen!

PlenumEr verdeutlichte, warum er sich in seiner Medienarbeit nicht an den Engländern orientiere, bei denen es nur darum gehe, sich die Journalisten so gut es geht vom Leib zu halten. Hörwick stellte die Vorzüge der offensiven Medienpolitik in Deutschland dar, die ihren Ursprung in München fand. „Mein Credo ist es, die Journalisten auf unser Gelände zu bekommen! Wir verfahren beim FC Bayern München nach folgendem Grundprinzip: Das Wichtigste ist der Schutz des Vereins, der Mannschaft und der Personen, die für ihn arbeiten. Wenn dies alles gewährleistet ist, bieten wir den bestmöglichen Medienservice.“ In Deutschland gibt es 25 Millionen Fußball-Interessierte (davon sind 12 Millionen Bayern-Fans), 170 Zeitungen, 19 TV-Sender und 50 Radiostationen berichten täglich über den FC Bayern, das sind rund 500 Journalisten, die auf der Jagd nach Nachrichten beim deutschen Double-Gewinner sind. Hörwick stellte heraus, dass über kein Unternehmen bzw. keine Partei in Deutschland so viel berichtet wird wie über den FC Bayern München. Nach der Bundesregierung hat der FC Bayern die größte Medienpräsenz in Deutschland.

Mit der Aggressivität und Schnelllebigkeit der Medien muss man als Trainer heutzutage umgehen können. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Medienchef und Trainer ist daher unabdingbar geworden. Die Zeit mit Trainer Ottmar Hitzfeld bezeichnete Hörwick als die beste und vertrauensvollste Zusammenarbeit in seinen über 30 Jahren beim FC Bayern München.

Er stellte im Rahmen seines Vortrages klar, dass der Trainer der wichtigste Mann im Verein ist, vor allem für die Öffentlichkeit. Ein Trainer lebt seiner Mannschaft die Öffentlichkeitsarbeit immer vor. Ein Trainer hat die Möglichkeit, die Berichterstattung zu beeinflussen, vor allem wenn er vertrauensvoll mit seinem Medienchef zusammenarbeitet. Von daher ist es besonders wichtig, dass der Medienchef sehr nah an der Mannschaft dran ist. Hörwick sieht sich und sein Team von der Pressestelle als PR-Berater, Kritiker und Lebensversicherer für seine Spieler. „Wir platzieren unsere Spieler in der Öffentlichkeit dort, wo es für sie wichtig ist. Dabei gibt es zwischen den Spielern natürlich Unterschiede. Ein Philipp Lahm ist so erfahren im Umgang mit der Presse, dass er unsere Hilfe kaum benötigt. Bei dem ein oder anderen jungen Spieler sieht das schon anders aus.“

Von Markus Hörwick und seinem Team werden sämtliche Medien bedient. TV-Stationen genauso wie die Kollegen von der schreibenden Zunft. Der Online-Bereich hat im letzten Jahrzehnt gehörig an Fahrt aufgenommen, genauso wie die klubeigenen Medien. Nicht zu vergessen ist die Betreuung der Radio-Journalisten und auch der Fotografen.

Im Rahmen des Medienworkshops in Kaiserau kam Markus Hörwick immer wieder darauf zu sprechen, wie wichtig eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Trainer und dem Medienchef ist. Er sah sich in der Vergangenheit und auch heute noch im Zusammenspiel mit Guardiola als Vertrauter bzw. „Scout“ des Trainers, der diesem sehr viele wichtige Dinge mit auf den Weg geben kann, um sich in der Öffentlichkeit positiv in Szene zu setzen. Dabei gab er den rund 50 anwesenden Trainern aus seiner langjährigen Erfahrung die wichtigsten Medienregeln für deren zukünftige Trainertätigkeit an die Hand:

1.)    Nehmen Sie die Medien ernst bzw. wichtig!
2.)    Zeigen Sie den Medien Respekt. Den gleichen, den sie wollen!
3.)    Nehmen Sie dennoch Abstand zu den Medien!
4.)    Bevorzugen Sie niemanden!
5.)    Nehmen Sie das, was die Medien berichten, nicht so ernst bzw. wichtig!
6.)    Sehen Sie in jedem Interview Ihre Chance!
7.)    Lassen Sie sich nie zu Beleidigungen gegen Journalisten hinreißen!
8.)    Beschäftigen Sie die Medien!
9.)    Versuchen Sie so weit wie möglich die Kontrolle zu behalten!
10.)    Do the unexpected!

Nach einem rund zweistündigen Austausch und der anschließenden Kaffeepause wurde das Plenum in drei Gruppen unterteilt. In den jeweiligen Gruppen bearbeiteten und diskutierten jeweils rund 20 Trainer Fälle die Markus Hörwick im Vorfeld zusammen gestellt hatte. Es war sehr schön zu sehen, mit welcher Intensität und wie kontrovers die Trainer in ihren jeweiligen Gruppen die einzelnen Szenarien bearbeiteten und diskutierten. Nach der intensiven halbstündigen Gruppenarbeit stellte jeweils ein Sprecher der jeweiligen Gruppe die Ergebnisse vor. Es ging in diesen Szenarien darum, wie man selbst als Trainer reagieren würde. Im Plenum ergänzte Hörwick die Ausführungen der Gruppen und reicherte die Gruppenergebnisse mit seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz an.

Immer wieder im Verlauf des Workshops kam Hörwick auf die große Trainerpersönlichkeit Ottmar Hitzfeld zu sprechen, der es mit seiner menschlichen Art und Weise immer wieder verstand, die Mannschaft des FC Bayern auf Kurs zu halten. Aufgrund seiner besonderen Beziehung zu Hitzfeld, konnte er den anwesenden Trainern auch die goldenen Trainerregeln vom aktuellen Nationaltrainer der Schweiz an die Hand geben und näher erläutern:

1.)    Zeige Respekt!
2.)    Vertraue Deinen Spielern!
3.)    Achte auf den Charakter!
4.)    Behalte Distanz!
5.)    Lerne aus Fehlern!
6.)    Schütze Deine Stars!
7.)    Lüge nie!
8.)    Vertraue Deinem Gefühl!
9.)    Halte den Druck fern!
10.)    Vermeide Neid!
11.)    Wähle einen guten Co-Trainer!

Zum Abschluss des Workshops gab Markus Hörwick den Teilnehmern noch Einblicke in die Zusammenarbeit mit jedem einzelnen Bayern-Trainer während seiner Amtszeit und gewährte somit den anwesenden Trainern interessante und sehr intime Einblicke in die Welt des FC Bayern München. Trotz seines kurz bevorstehenden Rückflugs nach München ließ er es sich nicht nehmen, noch einen sehr emotionalen 12-minütigen Kurzfilm zum dramatischen Saisonfinale 2001 zu präsentieren, als der FC Bayern dem FC Schalke 04 in letzter Sekunde noch den Meistertitel vor der Nase wegschnappte.

Franz-Josef Reckels bedankte sich bei Markus Hörwick mit sichtbarer Zufriedenheit und Freude für dessen außerordentliches Engagement, von der Vorbereitung bis zur letzten Sequenz der Präsentation. Ebenso bedankte er sich bei den Trainern, die sich im Verlauf des Nachmittags und speziell im Workshop in einer ganz besonderen Art und Weise einbrachten. Abschließend und mit sichtlicher Freude stelle Reckels fest, dass bisher noch kein Referent einen derart langen Applaus bekommen habe. Und das will bei Trainern etwas heißen!

Als Fazit der beeindruckenden fünf Stunden in der Sportschule Kamen-Kaiserau, bleibt mir nur das Fazit, dass es für alle Beteiligten eine ganz besondere Fortbildung war, aus der jeder anwesende Trainer sicherlich sehr viel für seine weitere Laufbahn mitnehmen konnte. Uns bleibt zum Schluss nur noch, uns bei Markus Hörwick, auch im Namen der anwesenden Teilnehmer, herzlich zu bedanken.

Text: Marcus Dippl